Klosterkirche Zittau

Dorothea Amende


Epitaph

auf der Plattform YouTube der
ev.-luth. Kirchgemeinde Zittau

„Anno 1592. 22 Marti ist in Gott selig entschlafen, die Tugendsamen Fr: Dorothea des vorsichtigen Georg Am Ende, eines Schusterß Eheliche Haußwirttin gewesen, Ruhet alhier mit ihren 3 Kinderlein, wartet der fröhlichen Auferstehung zum ewigen Leben.“

Außer diesen Angaben auf dem Epitaph wissen wir nichts weiter von Dorothea Am Ende.
Leider liefern auch die Zittauer Kirchenbücher keine genaueren Daten.
Das früheste Alter, mit dem ein junges Mädchen zu damaliger Zeit heiraten konnte oder musste, war 16 Jahre. Kommen dazu die Jahre der Schwangerschaften und Geburten ihrer vier Kinder, könnte Dorothea zum Zeitpunkt ihres Todes etwa 30 Jahre alt gewesen sein.

Bleiben wir weiter bei diesem Gedankengang, dann wäre die Heirat um 1577 anzunehmen. Also könnten die Taufeinträge der Kinder ab ein Jahr später in den Kirchenbüchern zu finden sein.
Aber ausgerechnet die uns nun interessierenden Jahrgänge fehlen in den Tauf- wie auch in den Sterberegistern. Zumindest in den Taufbüchern gibt es den Vermerkt, dass sie 1608 beim großen Zittauer Stadtbrand mit vernichtet worden sind.
Offensichtlich befanden sie sich zu dieser Zeit gerade in Bearbeitung und der Pfarrer oder die von ihm beauftragte Person hatte die Bücher mit nach Hause genommen. Vielleicht sollten sie kopiert oder gebunden werden? Denn bei die-sem großen Stadtbrand wurden fast zwei Drittel der Zittauer Häuser zerstört, die Kirchen und das Gymnasium jedoch konnten gerettet werden.
Aber es gibt trotzdem zwei Anhaltspunkte, die unsere Annahmen bestätigen.
Zum einen findet sich in der Häuserchronik ein Georg Am Ende, der in dieser Zeit ein Haus in der heutigen Kirchstraße besitzt.
Zum anderen ist da Heinrich, der jüngste Sohn von Dorothea und Georg Am Ende. Sein Taufeintrag im Jahr 1583 läßt sich nun in den Kirchenbüchern belegen. Er kniet hier auf dem Epitaph neben dem Vater und einem älteren Bruder, der Jahre vor Heinrichs Geburt schon als Kleinkind gestorben ist. So auch seine beiden älteren Schwestern, die neben der Mutter zu sehen sind. Heinrich ist zum Zeitpunkt des Todes seiner Mutter 9 Jahre alt.

Der Schuster Georg am Ende heiratet ein Jahr später die Jungfrau Sabina, die Tochter des Lohgerbers Valentin oder auch Valtem Neisser. Neisser ist sicher ein enger Geschäftspartner, der dem Schuster Leder, besonders das von ihm in seiner Loh- oder Rotgerberei speziell bearbeitete Leder für Sohlen zur Herstellung und Reparatur von Schuhen und Stiefeln liefert.
Heinrich bekommt durch diese neue Verbindung seines Vaters neun Stiefge-schwister, von denen nur vier das Kindesalter überleben.
Georg Am Ende sitzt ab 1612 als Handwerksmeister und Vertreter seiner Zunft als ein sogenannter Ratsfreund in den nächsten zwanzig Jahren bis zu seinem Tod 1632 mindestens zehnmal im Rat der Stadt Zittau.

Die schon zitierte Zittauer Häuserchronik ist eine sehr aufschlußreiche Sekundärquelle und große Hilfe. Besonders dann, wenn schon einiges über die Fami-lienverhältnisse bekannt ist. Wenn nicht, kann sie auch Verwirrungen stiften - denn in unserem Fall gibt es eine zweite Familie Am Ende in Zittau, mit fast identischen Vornamen und auch Wohnsitz. Nur beruflich sind sie voneinander zu unterscheiden. So bewohnt die Familie des Christoph Amende, später dann die seines Sohnes Georg, ein Haus in der Spürgasse, der heutigen Frauenstraße 11. Allerdings gehören sie beide der Zunft der Seiler an.

Unser Schuster und Ratsfreund Georg Am Ende bemüht sich, seine Kinder bei dem Erwerb eines eigenen Hauses zu unterstützen. Sicher ist hierbei seine ein-flußreiche Position im Rat der Stadt durchaus hilfreich.
Sein ältester Sohn Heinrich, ebenfalls Schuster, zieht gleich nach seiner Heirat mit Elisabeth, einer Nichte seiner Stiefmutter und Tochter des Bäckers Caspar Albrecht, in ein Haus in der Fleischergasse, dem heutigen Rathausplatz 10.
Sohn Mattheus heiratet die Witwe Patientia Herrmann, die einen Bierhof auf der Neustadt besitzt. Er könnte nun als brauberechtigter Bürger vom Bierbrauen und dem Verkauf recht gut leben, allerdings beginnt jetzt mit dem Dreißig-jährigen Krieg auch für die Zittauer eine schlimme und entbehrungsreiche Zeit.
Das Haus, das Georg Am Ende in der Webergasse erwirbt, verkauft er ein Jahr später preisgünstiger weiter an seinen Schwiegersohn, dem Handelsmann und Leinwandhändler Georg Fiebiger.
Auch das Nachbarhaus in der Spürgasse, dass sich Georg Amende gleich nach dem Tod des Baders Georg Rößler sichert, bleibt in der Hand der Familie. Sein Enkel Georg Kurtze, auch ein Schuster, wird es übernehmen. Und als Zunftältester wird Georg Kurtze 1658 ebenfalls als Ratsfreund in den Rat der Stadt berufen.

Unmittelbar nach diesem letzten Häuserkauf stirbt Georg Amende selbst.
In diesem Jahr 1632 und in dem Jahr darauf, grassieren in Zittau wieder schlimme Seuchen. Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, und viele dieser Krankheiten werden durch die in Zittau einquartierten Truppen eingeschleppt. Es sterben viele Söldner der sächsischen, schwedischen oder kaiserlichen Armeen, aber eben auch viele Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt. Ihre Häuser werden einfach als Quartiere genutzt. Reichen diese nicht aus, liegen die Kranken in den Kirchen oder einfach auf der Straße. Ein Schutz vor Anste-ckung ist überhaupt nicht möglich! Und so trifft es auch einen Teil der Familie Amende.
Georg stirbt im Oktober 1632, ebenso sein Sohn Mattheus, seit einem Dreivierteljahr Witwer. Tochter Anna, jetzt verheiratete Fiebiger, stirbt ein Vierteljahr später nach ihren beiden Söhnen.
Am schlimmsten trifft es die Familie seiner Tochter Sabina und ihren Ehemann, dem Schneidermeister und Zunftältesten Michael Heidrich. Die beiden sterben im Sommer 1633 und mit ihnen ihre vier Kinder.




Letzte Änderung: 04.05.2024   © Klosterkirche Zittau      Impressum