Klosterkirche Zittau

Der Schneider Jacob Engelmann und seine zweite Familie


Epitaph
Link zum Film
Jakobs Traum im Epitaphienschatz in der Klosterkirche Zittau
auf der Plattform YouTube der
ev.-luth. Kirchgemeinde Zittau (im 1. Teil des Films)

Vielleicht erschien Maria, der Witwe von Jacob Engelmann, das Motiv von Jacobs Traum mit der Himmelsleiter, auf der die Engel zur Erde herabsteigen, das genau passende Bild für ein Andenken an ihre Familie?
Vielleicht aber haben auch Maria und Jacob Engelmann beide gemeinsam dieses Motiv ausgesucht und das Epitaph noch zu ihren Lebzeiten in Auftrag gegeben?
Denn abgesehen von dem Namen Jacob Engelmann, sind durchaus weitere Bezüge, wenn auch im weiteren Sinne, zu finden …

Aber eins nach dem anderen:
Der Schneider und Bürger Jacob Engelmann, geboren 1553, wartete nicht das Trauerjahr ab, als er 1594 die junge Schustertochter Maria Schmied aus der Webergasse, der heutigen Inneren Weberstraße, heiratete. Aus seiner ersten Ehe brachte er die beiden Söhne, den elfjährigen Georg und den achtjährigen Jacob mit in diese neue Verbindung. Diese zwei sind hier auf dem Epitaph nicht dargestellt, auch nicht Justina, die Mutter der beiden und die erste Ehefrau von Jacob Engelmann. Es handelt sich also hier in der Darstellung um die zweite Familie des Schneiders Jacob Engelmanns.

Aus den verschiedenen Einträgen in den Kirchenbüchern ist zu entnehmen, dass das Ehepaar in der Hintergasse, zu der heute auch die Lindenstraße zählt, wohnte.
Schon bald nach der Hochzeit wird Maria schwanger und als sie niederkommt, werden Zwillinge geboren, genauer, ein Zwillingspaar, nämlich Johannes und Maria. Leider leben die beiden nur wenige Tage. Zwei Jahren später wird der Sohn Caspar geboren. Auch Caspar stirbt nach wenigen Wochen und wird gerade ein Vierteljahr alt.
Und nach zwei weiteren Jahren kommen Elias und Justina auf die Welt, wieder Zwillinge, wiederum ein Zwillingspärchen. Aber auch an ihnen können sich die Eltern nur wenige Stunden erfreuen. Wie groß muß der Schmerz der Eltern, besonders der Mutter, gewesen sein?! Auch wenn der Tod eines Kleinkindes in damaligen Zeit nicht ungewöhnlich war – es ist und bleibt immer schlimm und traurig, wenn ein Kind vor den Eltern stirbt. Und Maria hat sogar alle ihre Kinder kurz nach der Geburt verloren.
Auf dem Epitaph können wir die fünf gemeinsamen Kinder von Maria und Jacob Engelmann erkennen. Sie sind mit einem Kreuz als Zeichen ihres frühen Todes gekennzeichnet. Auch an ihrer Größe und Kleidung sind sie zu unterscheiden.
Die beiden Mädchen Maria und Justina auf der Seite ihrer Mutter und die drei Jungs Johannes, Elias und, da er älter geworden ist, der etwas größer erscheinende Caspar, auf der linken Seite neben ihrem Vater.
Jacob Engelmann starb 1620. Auch er hat ein rotes Kreuz über den gefalteten Händen, was auf den Tod hindeuten soll.
Maria ist nicht eindeutig mit einer Witwenhaube dargestellt, was die Vermutung zulässt, dass das Epitaph noch vor 1620, vor dem Tod ihres Ehemanns, gefertigt sein könnte. Maria Engelmann überlebt ihren Ehemann um 19 Jahre. Sie bleibt Witwe und stirbt 1639.



Letzte Änderung: 04.05.2024   © Klosterkirche Zittau      Impressum