Klosterkirche Zittau

Die Familie des Kürschnermeisters Mattheus Semisch


Epitaph
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Epitaph Familie Semisch
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ev.-luth. Kirchgemeinde Zittau

Bei diesem Epitaph handelt es sich um die Familie von Dorothea und Mattheus Semisch.
Bei Mattheus Semisch handelt es sich um einen Ältesten der Kürschnerzunft. Denn, wie bei dem Epitaph von Georg Männich, was an dieser Stelle schon besprochen wurde, findet sich auch hier auf diesem das Wappen der Zittauer Kürschnerzunft. Und dieses Wappen durfte öffentlich nur von einem Ältesten einer Zunft verwenden werden.

Weitere Details zu Mattheus und Dorothea Semisch finden sich bei Christian Döring, in seiner Dies Caniculares. Döring, Lehrer am Zittauer Gymnasium, hatte es sich in den Jahren 1688 und 1689 zur Aufgabe gemacht, die Inschriften auf den Grabmählern, zu denen neben den Grabsteinen auch die Epitaphien gehören, abzuschreiben, schön sortiert nach Kirche und Kirchenfriedhof.
So befand sich auch das Semische Epitaph mit in der Frauenkirche und ist um 1586 entstanden. Er schreibt:
Unter der Tafel
Anno 1585 den 11 Dec: ist in Gott entschlafen, der Erbahre und Vorsichtige Matth: Semisch Seines Alterß 58. Jahr. ...
Den 19 Nov: des 85tzigsten Jahreß, ist auch in Gott selig entschlafen die Tugendsahme Fr: Dorothea, Sehmisches Ehliche Haußfrau gewesen. Ihres Alterß 52. Jahr. ...

Wenn also Dorothea Semisch 1585 mit 52 gestorben ist und wir ein Heiratsalter von ca. 16 Jahren annehmen, so könnte die Heirat der beiden etwa um 1549 gewesen sein.
Durch einige Lücken in den Aufzeichnungen der Zittauer Taufregister, die durch die Vernichtung der Bücher im großen Stadtbrand 1608 verursacht worden sind, lassen sich nicht alle Kinder der beiden darin durchweg nachweisen:

Auf der rechten Seite neben der Mutter Dorothea sehen wir die vier Töchter, von denen drei benannt werden können:
So gibt es die Tochter Anna, die 1558 geboren wird. - Einer ihrer Paten ist übrigens […] ein Küschner Geselle.
Zum Zeitpunkt der Entstehung des Epitaphs ist sie entweder 27 Jahre und hier als Jungfrau dargestellt oder bereits als Kleinkind verstorben.
Die Tochter Justina wird 1573 geboren. Sie ist erst 12 Jahre alt, als beide Eltern sterben.
Und die Tochter Dorothea heiratet 1581 den Kürschner Hanns (Johann) Trenkler (+25.5.1606) aus Freiberg. Sie ist hier als verheiratete Frau zu erkennen. Nach dem Tod von Hans Trenkler heiratet Dorothea ein weiteres Mal und auch diesmal wieder einen Kürschner.
Sie und ihre Schwester tragen wie der Vater eine Fellstola, sicher als Zeichen ihrer Herkunft, möglicherweise aber auch als eine Art Statussymbol.

Auch bei den Söhnen, die hier auf der linken Seite neben ihrem Vater knien, gibt es namentliche Hinweise:
So heiratet ebenfalls 1581 der Kürschner Matthes. Er könnte durchaus ein Sohn sein, der nach Lehre und Gesellenzeit mit knapp 30 Jahren heiratet.
Sehr interessant ist der 1566 geborene Sohn Melchior. Einer seiner Paten ist der Rektor der Zittauer Stadtschule zu dieser Zeit, Tobias Schnürer. Melchior wird zwar auch Kürschner, doch heiratet er 1607 nicht wie zu erwarten wäre, die Tochter eines Handwerkers, speziell eines Kürschners, sondern die Pfarrerstochter Maria Wagner. Maria ist eine Waise und lebt hier in Zittau bei ihrem Vetter, dem Diacon Christian Wagner.
Drei Jahre nach der Heirat geht Melchior Semisch 1610 auf Wanderschaft in die Fremde. Bis 1620 gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm. Seine Ehefrau Maria möchte nun nach zehn Jahre wieder heiraten, einen Schuhknecht, der seinen Wunsch ebenfalls dem Zittauer Rat vorträgt und wie Maria Semisch selbst um Hilfe bittet. Auch nachdem die Pfarrer dreier (benachbarter) Kirchen neben Zittau (dazu gehören Hirschfelde, Ronneburg und Löbau) drei Sonntage hintereinander, wie beauftragt, von der Kanzel herab ihre Gemeinde zum momentanen Aufenthaltsort von Melchior Semisch befragen, scheint niemand etwas darüber zu wissen. Leider sagt diese Quelle nicht aus, wie es mit Maria Semisch weitergeht …

Und auch im Sterberegister finden sich zwei weitere Kürschner mit dem Namen Semisch:
- Michael , er stirbt 1589 und
- Georg, er stirbt 1599. Seine Witwe heiratet zwei Jahre später erneut.

Die Familie des Kürschner Mattheus Semisch wohnte laut der Zittauer Häuserchronik in der Webergasse, in der heutigen Inneren Weberstraße.
Mit dem Tod des Kürschners Georg Semisch 1599 und dem Weggang des Kürschner Melchior Semisch 1610 stirbt die männliche Linie der Kürschnerfamilie Semisch in Zittau aus.


Epitaph

Wappen der Zunft der Kürschner
Es weist Mattheus Semisch als Meister seiner Zunft aus.

Letzte Änderung: 03.05.2024   © Klosterkirche Zittau      Impressum